Was ich gerne VOR einer Krankenhausgeburt gewusst hätte
- Doula Jules
- 31. März
- 5 Min. Lesezeit
Mit einem Kind 30 Stunden in qualvollen Wehen und mit dem anderen in 4 Stunden eine perfekte Wassergeburt?? Was ich aus meiner Erfahrung mit einer Krankenhausgeburt gelernt habe, und wie du es von vornherein besser machen kannst, das erfährst du in diesem Blog.
Hey du, und willkommen zurück auf Birth Space. Ich bin deine Doula Jules und heute sprechen wir über etwas, das mir sehr am Herzen liegt, besonders wenn es um die Planung einer Krankenhausgeburt geht. Ich habe mein erstes Kind im Krankenhaus geboren und es war die reinste Katastrophe. Ich lag ca. 30 Stunden in den Wehen, ich hatte trotz natürlichem Geburtsplan eine PDA und das Baby kam erst nach einem Dammschnitt auf die Welt, wovor ich total Angst hatte. Die folgenden Tage und Wochen konnte ich kaum sitzen, hatte unglaubliche Schmerzen, und hatte ziemlich schlimme Inkontinenz. Das alles erzähle ich dir heute, damit du nicht die gleichen Fehler wiederholen musst wie ich sie gemacht habe. In der Zwischenzeit habe ich nämlich super viel gelernt und mein zweites Kind in einer 4-stündigen Geburt im Wasser ruhig zur Welt gebracht. Legen wir los: hier sind die Top 5 Dinge, die ich gerne vor einer Krankenhausgeburt gewusst hätte.
Lektion 1: Vertrau dir selbst und setze dich für deine Bedürfnisse ein (auch im Krankenhaus)
Ich erinnere mich noch genau, wie ich nach über 20 Stunden Wehen, fix und fertig, nach einer PDA gefragt habe, weil ich einfach nicht mehr konnte. Es war wirklich quälend. Aber die Ärztin und die Hebammen haben es eine ganze Weile abgelehnt, weil sie dachten, ich wäre in der Übergangsphase – du weißt schon, wo viele Gebärende sagen: „Ich kann nicht mehr, es muss aufhören!“ – und das Baby würde jeden Moment kommen. Das war total traumatisch für mich, weil sie die Situation falsch eingeschätzt haben und ihre Macht über mich ausgeübt haben, als ich in einer unglaublich verletzlichen Lage war.
Mal ehrlich, auch wenn Ärzt*innen und Hebammen fachlich Spezialist*innen sind, bedeutet das nicht automatisch, dass sie immer das Beste für deinen Körper und dein Baby entscheiden können. Ich bin damals für die Geburt meines ersten Kindes ins Krankenhaus gegangen, weil ich dachte, im Notfall wäre ich dort in den besten Händen. Aber letztendlich war es die Krankenhausumgebung, die zu einigen Schwierigkeiten während meiner Wehen und der Geburt geführt hat, von denen ich ziemlich sicher bin, dass sie so nicht passiert wären, hätte ich mehr Eigenverantwortung für meine Erfahrung übernommen.
Du bist die Expert*in für deinen eigenen Körper und dein Baby. Auch wenn du im Krankenhaus von Fachleuten umgeben bist, bedeutet das nicht, dass du deine Intuition und deine Bedürfnisse ignorieren solltest. Informiere dich gründlich über deine Rechte und Optionen während der Geburt im Krankenhaus–am besten schon vor der Geburt. Du hast das Recht, Fragen zu stellen, um Aufklärung zu bitten und informierte Entscheidungen über deine Versorgung und die deines Babys zu treffen. Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, scheue dich nicht, deine Bedenken zu äußern und dich für das einzusetzen, was du für dich und dein Baby als richtig empfindest.
Lektion 2: Sei flexibel mit deinem Geburtsplan--Plane Bs und Cs
Ich hatte eine klare Vorstellung, wie meine Geburt verlaufen sollte. Wir fahren mit Wehen ins Krankenhaus, veratmen die Wehen dort ein paar Stunden, dann in die Wanne, Baby raus, zack fertig. Aber in Wahrheit platzte mir erst die Fruchtblase, dann hörte der Nachbar der uns hinfahren sollte die Klingel um 2h nachts nicht, und als ich in die Wanne stieg fand ich es total scheiße. Und das war erst der Anfang.
Geburten sind oft unvorhersehbar. Deshalb ist es so wichtig, nicht nur einen starren Geburtsplan A zu haben, sondern auch über mögliche Szenarien B und C nachzudenken. Was, wenn die Wehen anders verlaufen als erwartet? Was, wenn eine Intervention medizinisch notwendig wird? Indem du dir im Vorfeld Gedanken über alternative Möglichkeiten machst und deine Präferenzen dafür festlegst, fühlst du dich besser vorbereitet und weniger überfordert, wenn es zu Abweichungen von deinem ursprünglichen Plan kommt. Besprich diese Alternativpläne unbedingt mit deiner Begleitperson und deinem medizinischen Team, damit alle deine Wünsche in verschiedenen Situationen kennen.
Lektion 3: Hab eine Begleitperson, die auf deiner Wellenlänge ist
ICH bekomme ja das Kind, deshalb ist es das wichtigste, dass ICH weiß, wie die Geburt verlaufen soll. Meinem Mann liegt das nicht, der kümmert sich dann um das Baby. So dachte ich wenigstens, bevor es hart auf hart kam. Tatsächlich hätte ich unter Geburt eine Person gebraucht, die mich so gut kennt, dass sie mir die Wünsche von den halb geschlossenen Augen ablesen kann und sich für meine Bedürfnisse einsetzen kann, während ich weit weg im Traumland bin. Diese Geschichte mit der unerfüllten PDA währe nicht passiert, wenn ich z.B. mit meinem Mann ein Codewort erarbeitet hätte, woran er wüsste, dass ich es todernst meine mit der PDA.
Eine unterstützende Begleitperson während der Geburt ist Gold wert. Aber es ist ein großer Unterschied, ob einfach nur jemand dabei ist oder ob du jemanden an deiner Seite hast, der deine Wünsche wirklich versteht und sich im entscheidenden Moment für dich einsetzen kann. Wähle deine Begleitperson sorgfältig aus – sei es deine Partnerperson, eine Freundin, ein Familienmitglied oder natürlich deine Doula. Sprich im Vorfeld ausführlich über deinen Geburtsplan (inklusive deiner Pläne B und C), damit diese Person genau weiß, was dir wichtig ist. Übt gemeinsam, wie deine Begleitperson dich während der Wehen unterstützen und für dich sprechen kann, wenn du es vielleicht gerade nicht schaffst.
Lektion 4: Eine PDA kann ein Geschenk des Himmels sein, auch für natürlich Gebärende
Ich wusste, für mich kommen Schmerzlinderungsmaßnahmen nicht in Frage. Natürlich, so wollte ich mein Kind gebären. Etwas anderes war für mich Tabu. Aber nach 20+ Stunden in den Wehen konnte ich einfach nicht mehr. Es wäre dumm gewesen, mich bei 7cm Muttermundsöffnung weiter durch jede Wehe zu quälen. Schlussendlich habe ich dann die ersehnte PDA bekommen und erstmal zwei Stunden schlafen und meine Kräfte wieder leicht aufbauen können.
Viele haben eine klare Vorstellung davon, wie sie ihr Kind zur Welt bringen möchten, und für manche gehört eine "natürliche" Geburt ohne medizinische Schmerzlinderung dazu. Das ist absolut legitim! Aber ich möchte dir sagen: Wenn die Schmerzen überwältigend sind und du das Gefühl hast, nicht mehr weiterzukönnen, dann ist eine PDA oder eine andere Form der Schmerzlinderung kein Zeichen von Schwäche oder Versagen. Es ist ein Werkzeug, das dir helfen kann, eine positive Geburtserfahrung zu haben, besonders bei langen oder schwierigen Geburten. Informiere dich also auch beim Wunsch, eine natürliche Geburt zu haben, im Vorfeld über alle verfügbaren Optionen und sei offen für die Möglichkeit, Schmerzlinderung in Anspruch zu nehmen, wenn es für dich richtig erscheint. Es geht darum, informierte Entscheidungen zu treffen, die sich in diesem Moment für dich gut anfühlen.
Lektion 5: Bereite dich auf das Wochenbett vor
Wie viele werdende Eltern war für mich die Geburt so im Vordergrund, dass ich für die unmittelbare Zeit danach kaum Vorbereitungen getroffen hatte. Stillen? Ist doch natürlich–klappt bestimmt von alleine. Heilung? Daran hatte ich glaube ich genau 0 Gedanken verschwendet. Aber wer nach der Geburt ohne Auffangnetz fällt, der fällt echt hart, diese Erfahrung habe ich gemacht.
Oft liegt der Fokus so stark auf der Geburt selbst, dass das Wochenbett ein bisschen in den Hintergrund gerät. Aber die Zeit nach der Geburt ist unglaublich wichtig für deine Erholung und die Bindung zu deinem Baby. Informiere dich im Vorfeld darüber, was direkt nach der Geburt mit deinem Baby gemacht wird und triff deine Entscheidungen dazu (z.B. Nabelschnur auspulsieren lassen, Haut-zu-Haut-Kontakt). Unterschätze auch nicht die Herausforderungen des Stillens. Auch wenn es sich natürlich anhört, kann es am Anfang schwierig sein. Such dir am besten schon vor der Geburt eine Stillberaterin oder besuche einen Stillvorbereitungskurs. Und ganz wichtig: Plane Unterstützung für die Zeit zu Hause ein. Das kann Hilfe bei Mahlzeiten sein, Betreuung für ältere Kinder oder Haustiere oder einfach nur jemand, der dir zuhört. Bemühe dich vorzeitig um eine Wochenbetthebamme und informiere dich auch über deine Ansprüche auf eine eventuelle Haushaltshilfe durch deine Krankenkasse.
Am Ende des Tages wollen wir doch alle nur eine positive Geburtserfahrung, an die wir uns den Rest unseres Lebens erinnern können und wissen, dass wir unserem Baby den bestmöglichen Start ins Leben ermöglicht haben.
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